Erste Demo-Fahrten von NeMo.bil am Flughafen Paderborn

Wichtiger Meilenstein erreicht
Die Initiative Neue Mobilität Paderborn (NeMo) und das von ihr initiierte Projekt NeMo.bil haben den nächsten Meilenstein erreicht: Die ersten manuellen Demonstrationsfahrten eines NeMo.bil-Cabs wurden am Flughafen Paderborn/ Lippstadt durchgeführt.
Im Kreis des Vorstands, der Mitglieder des NeMo e.V. und weiterer Projektbeteiligter drehte das Ultraleicht-Demonstrationsfahrzeug auf dem nicht-öffentlichen Gelände des Flughafens Paderborn/Lippstadt seine ersten Runden. Auch der SICP – Software Innovation Campus Paderborn war als Projektpartner vor Ort, um das Fahrzeug auf dem Testgelände zu erproben.
Dr. Christoph Weskamp, Leiter des Innovationsbereichs „Seamless Mobility“ am SICP, und Philipp Speckenmeyer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am SICP, präsentierten zudem zentrale Einblicke in die digitalen Planungs- und Optimierungskomponenten, mit denen das Mobilitätssystem strategisch und operativ gestaltet wird.
NeMo.bil: Bedarfsgerechte Mobilität in ländlichen Regionen
Im Rahmen des Projekts NeMo.bil, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit mehr als 18 Millionen Euro gefördert wird, entwickeln die Beteiligten ein Mobilitätssystem für einen bedarfsgerechten Personen- und Gütertransport, den sie im Projektzeitraum bis zum 30. Juni 2026 auch prototypisch demonstrieren. Dazu verfolgt NeMo.bil einen innovativen Ansatz mit zwei automatisierten Fahrzeug-Typen. Konkret soll das System so aussehen: Fahrgäste geben über eine App ihr Ziel an und fordern ein „NeMo.Cab“ an. Dieses kleine, sehr leichte und autonom fahrende Elektrofahrzeug holt sie zu Hause ab und steuert einen (virtuellen) Verkehrsknotenpunkt an. Dort schließt es sich mit weiteren Cabs zu einem Konvoi zusammen. Dieser Konvoi wird von einem größeren, ebenfalls autonom fahrenden Fahrzeug („NeMo.Pro“) gezogen. Das NeMo.Pro wird mit Wasserstoff betrieben und dient gleichzeitig als mobile Ladestation für die Cabs, die während der gekoppelten Fahrt aufgeladen werden können. Im Konvoi legen die Kleinfahrzeuge und das Pro längere Überlandstrecken zurück und können so höhere Reichweiten und Geschwindigkeiten erzielen. Für die „letzte Meile“ koppeln sich die Cabs wieder vom Konvoi ab, um schließlich die individuellen Ziele zu erreichen.
Automatisierte Testfahrten folgen
Insgesamt sind im Rahmen von NeMo.bil 19 Partner aus Wirtschaft und Forschung daran beteiligt, das autonome Fahren auf die Straße zu bringen. Mit umfangreichen Arbeiten in den Bereichen Entwicklung, Engineering, Zulassung und Test liegt das Projekt voll im Zeitplan. Die ersten manuellen Demonstrationsfahrten am Flughafen bilden den Startpunkt für den Testfahrten-Zyklus. Im Sommer wird NeMo.bil ein automatisiert fahrendes Cab vorstellen, das wenig später auch mit einem Sicherheitsfahrer im öffentlichen Raum unterwegs sein wird.
SICP entwickelt intelligente Planung bedarfsgerechter Mobilität
Damit das On-Demand-Mobilitätssystem NeMo.bil gut funktioniert, müssen die Fahrten clever geplant und koordiniert werden. Genau hier bringt sich der SICP ein: Ziel ist es, herauszufinden, wie man das Zusammenspiel der kleinen Cabs und größeren Pro-Fahrzeuge möglichst kosteneffizient und umweltfreundlich organisiert – und dabei auch auf die Bedürfnisse der Fahrgäste achtet.
Dafür wird ein intelligentes Planungssystem entwickelt, das hilft, die richtige Anzahl und Art der Fahrzeuge für eine Region zu bestimmen und dafür sorgt, dass die Fahrgäste schnell, günstig und klimafreundlich ans Ziel kommen – zum Beispiel durch geschickte Routen und Konvois.
Die große Herausforderung: Kurze Fahrtzeiten, geringe Kosten, hohe Auslastung undniedrige Umweltbelastung – diese Ziele stehen oft im Widerspruch. Weniger Fahrzeuge bedeuten geringere Kosten, aber auch längere Wartezeiten. Mehr Fahrzeuge verbessern den Service – aber machen es für Anbieter teurer.
Deshalb arbeiten die Forschenden am SICP unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Guido Schryen an mathematischen Modellen und Simulationen, um all diese Faktoren gegeneinander abzuwägen. So können Mobilitätsanbieter später fundierte Entscheidungen treffen – bevor das System in der Realität startet.
„Zum einen wird das Planungsproblem als mathematisches Modell abgebildet, das mit Hilfe problemspezifischer Heuristiken gelöst wird. Zum anderen wird eine Simulation vorgenommen, die dem dynamischen Entscheidungsumfeld von NeMo.bil gerecht wird“, erläutert Professor Guido Schryen. „Diese Simulation ermöglicht es, die Auswirkungen verschiedener Entscheidungen auf das Gesamtsystem zu analysieren und damit einen effizienten Systembetrieb zu planen, bevor die Entscheidungen in der Realität umgesetzt werden.“
E-Mail: alina.mueke@upb.de